Dragon-Age-Schreibwettbewerb 2013
Auch dieses Jahr fand im Forum zu Biowares Spielereihe „Dragon Age“ ein Schreibwettbewerb statt. Wie immer stand der Contest unter einem bestimmten Motto. 2012 mussten sich die Teilnehmer noch zwischen zwei unterschiedlichen Ausgangssituationen für ihre Geschichte entscheiden, dieses Jahr jedoch war das Gebiet der möglichen Themen um einiges weiter gesteckt. Jeder Teilnehmer durfte sich einen Kodexeintrag aus „Dragon Age: Origins“ oder „Dragon Age II“ aussuchen, zu dem er oder sie eine passende Geschichte schreiben konnte, der den Inhalt des jeweiligen Eintrages näher beleuchten beziehungsweise die Geschichte dahinter erzählen sollte.
Insgesamt nutzten 10 Leute die Chance, mit ihrer Geschichte den ersten Preis zu erringen, womit sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr erfreulicherweise noch einmal erhöhen konnte.
Am 15.06.2013 um 00:23 Uhr stand die Siegerin dieses Contests fest: Annalena, deren Kurzgeschichte „Der Alptraum“ auf dem Kodexeintrag über die Brutmutter basiert. Sie gewinnt das Dragon-Age-Artbook „World of Thedas“ und ein Dragon-Age-II-T-Shirt.
Auf dem zweiten Platz landete Vaila mit ihrer Geschichte „Das Ende der Dales“. Sie freut sich über eine Keramiktasse Dragon Age, das DA-II-T-Shirt und ein Morrigan-Poster.
Den dritten Platz ergatterte noch Dandelion. Seine Geschichte „Zwei Hochzeiten und ein Todesfall“ wurde mit einem DA-II-T-Shirt und ebenfalls einem Poster mit der Zauberin Morrigan prämiert.
Alle Geschichten der anderen Mitbewerber sind, wie auch die der drei Sieger, hier noch einmal nachzulesen: http://forum.worldofplayers.de/forum...e-Einsendungen
Hier nun die Siegerstory, die wir euch nicht vorenthalten wollen:
Annalena "Der Alptraum"
Oh, wie sie die Dunklen Wege hasste. Kein Himmel über ihr, keine wärmenden Sonnenstrahlen und kein Gras unter ihren Füßen. Es gab nur Dunkelheit, die ihr das Gefühl gab, lebendig begraben zu sein. Was nicht zu weit von der Wahrheit entfernt ist. Die Dunklen Wege lagen schließlich tief unter der Erde. Doch am schlimmsten war der Gestank, den die Dunkle Brut verbreitete. Sie dachte, es gäbe nichts Schlimmeres, doch sie wurde eines Besseren belehrt.
Sie hatte sich mit ihren Gefährten in die Tiefe gewagt. Nicht, dass sie eine Wahl hatte. Die Zwerge mussten an ihrer Seite gegen die Verderbnis kämpfen, doch es war nicht so einfach. Das war es auch nicht mit den Dalish oder den Magiern oder Arl Eamon. Einmal nur, ein einziges Mal wollte sie nur die Verträge zeigen und dann ihre Truppen bekommen. Doch es scheint, als ob alle Probleme geradezu einer Verderbnis auftauchten und nur sie konnte sie lösen. Sie fühlten sich sicher. Zu sicher, doch sie hatten sich getäuscht. Sie rasteten gerade, als sie überfallen wurden. Es waren viele. Zu viele. Und sie wurden überwältigt und gefangen genommen.
Voller Ekel dachte sie daran, wie Oghren, Sten, Zevran und ihr treuer Mabari Bunny vor den Augen der anderen gefressen wurden. Sie hörte noch immer die Schreie, denn die Dunkle Brut tötete sie vorher nicht. Sie fraßen sie bei lebendigem Leibe. Sie fühlte Tränen in ihren Augen und wunderte sich, dass sie noch welche vergießen kann. Hatte sie nicht schon alle Tränen vergossen?
Sie ließen die Frauen in Ruhe und diese wunderten sich, welches Schicksal die Dunkle Brut für sie geplant hatte. Konnte es etwas Schlimmeres geben, als von der Dunklen Brut bei lebendigem Leib gefressen zu werden? Von den Männern war keiner außer Alistair mehr am Leben. Vielleicht haben sie ihn verschont, weil er ein grauer Wächter war. Morrigan wurde von ihnen fortgebracht, doch sie und Leliana wussten nicht, was aus ihr geworden war. Sie schienen für die Frauen andere Pläne zu haben. Sie möchte nicht daran denken, was die Dunkle Brut Morrigan antut. Vielleicht war sie ja gar nicht mehr am Leben.
Dann holten sie Leliana. Doch im Gegensatz zu Morrigan konnte sie ihre Schreie hören. Es lief ihr kalt den Rücken herunter. Diese Schreie waren anders als die der Männer. Was tat die Dunkle Brut ihr an? Jetzt gab es nur noch sie und Alistair. Alistair hatte sich verändert. In seinen honigfarbenen Augen sah sie nicht mehr die Liebe, die er für sie hegte, sondern nur noch den Wahnsinn, der ihn in Besitz nahm. Sie versuchte mit ihm zu reden, ihn zu bitten, sie zu töten, doch er lachte nur, als er laut schmatzend an einem Bein knabberte. An einem Bein, dass zu einem Genlock gehörte. Graue Wächter waren doch immun zu der Verderbtheit der Dunklen Brut. Warum veränderte sich Alistair so sehr? Doch sie konnte nicht mit ihm reden, denn der Wahnsinn in ihm war schon zu weit fortgeschritten.
Wie lange war sie schon hier? Tage, Wochen oder waren es schon Monate? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie hatte Leliana und Morrigan nicht mehr gesehen, doch die Schreie haben aufgehört. War das ein gutes Zeichen? Sie zitterte, obwohl ihr nicht kalt war. Ein Hurlock kam zu ihr und schob ihr Fleisch in den Mund. Sie wusste, dass es Fleisch der Dunklen Brut war und sie weigerte sich, es zu essen. Sie spuckte das Fleisch dem Hurlock vor die Füße. Eine kleine Rebellion, doch es war unnütz. Die Dunkle Brut hatte Methoden, sie zum Essen zu bringen. Da war schon wieder diese Melodie in ihrem Kopf. Diese Melodien brachte sie dazu, Dinge zu tun, die sie nicht tun wollte. Mit Tränen in den Augen aß sie das Fleisch, das die Dunkle Brut ihr in den Rachen schob.
Sie wünschte zu sterben, doch die Dunkle Brut ließ es nicht zu. Nachdem sie versucht hatte wegzulaufen und sich zu töten, wurde sie von der Dunklen Brut gefesselt. Ihre Handgelenke waren von dem schweren Eisen wundgescheuert. Doch das interessierte die Dunkle Brut nicht. Ihr kam es so vor, als ob die Dunkle Brut sie mästete. Sie hatte keine Ahnung, wofür. Sie wurde nicht sanft behandelt, aber die dunkle Brut tat nichts, was sie so zum Schreien brachte wie Leliana.
Sie wusste, dass sie sich veränderte. Da war etwas in ihr, etwas, dass sie nicht beschreiben konnte. Alistair war nun völlig dem Wahnsinn verfallen und ihr Herz schmerzte, ihn so zu sehen. Sie wünschte, sie könnte etwas tun, um sein Leiden zu beenden. Doch es war ihr unmöglich.
Sie hob den Kopf ein wenig an, als mehrere der Dunklen Brut in den Raum kamen, in dem sie gefangen gehalten wurde. Was wollten sie hier? Es war nicht an der Zeit, wieder zu essen. Erst dann bemerkte sie, dass die Dunkle Brut Alistair bei sich hatte. Sie zwangen ihn auf die Knie und grunzten. Wahrscheinlich verständigten sie sich so. Alistair grinste breit und ihre liefen Tränen über die Wangen. Plötzlich fühlten sich ihre Hände leicht an. Einer der Dunklen Brut hat ihre Fesseln gelöst. Sie drückten ihr ein Messer die Hand und deuteten auf Alistair.
Es dauerte eine Weile bis sie begriff, was die Monster von ihr wollten. Sie schüttelte energisch den Kopf. Das würde sie nicht tun. Niemals. Plötzlich hörte sie wieder die Melodie. „Nein.“ Ihre Stimme war leise und rau, da sie diese schon lange nicht benutzt hatte. Die Melodie flüsterte leise in ihren Kopf. Sie kämpfte dagegen an, doch die Melodie war stärker. Mit zittrigen Händen hob sie das Messer und die Klinge näherte sich ihrem Liebsten. Sie wehrte sich gegen die Melodie. Doch sie war zu schwach und das Unvermeidliche passierte.
Sie lag wieder gefesselt auf ihrer harten Pritsche. Das Fleisch, das die Dunkle Brut ihr nun gab, war anders als bisher. Sie wusste, dass das Fleisch von Alistair war. Sie wollte es nicht essen, doch die Melodie zwang sie dazu. Die Melodie war süß und bitter. Es war, als ob sie sie umarmte und ihr Trost spendete in ihren schwärzesten Stunden. Trost, den sie nicht wollte. Sie hörte sie jetzt nicht nur, wenn sie essen sollte. Die Melodie war nun ständig in ihrem Kopf.
Sie hatte sich verändert. Wenn sie den Kopf nur ein wenig hob und drehte, sah sie die dunklen Flecken auf ihren Armen. Doch das war nicht alles. Auch innerlich hatte sie sich verändert. Etwas stimmte nicht mit ihr und sie hatte keine Ahnung, was es war. Und nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, tot zu sein.
Eine Gruppe Hurlocks kam herein und sie sah sie mit müden Augen an. Was sie verwirrte, war, dass sie keinerlei Rüstung trugen. Sie hatte noch nie Dunkle Brut ohne Rüstung gesehen. Ein ungutes Gefühl überkam sie und sie versuchte, die Fesseln an ihren Händen zu zerbrechen. Doch sie scheuerte nur ihre Handgelenke wund. Panik überkam sie, als ein Hurlock ihr die Lederrüstung vom Leib schnitt. Nackt lag sie nun vor der Gruppe der Dunklen Brut. Sie konnten nicht das tun, was sie glaubte, sie würden nun tun. Nein! Die bittersüße Melodie in ihrem Kopf wurde lauter. Und dann erfuhr sie am eigenen Leib, warum Leliana so geschrien hatte.
Sie hatte sich verändert. Früher war sie klein und schmächtig und nun war sie riesig. Sie hatte Schwierigkeiten, ihre Tentakel nicht zu verheddern und lernte nur langsam damit umzugehen. In der Dunkelheit konnte sie nun besser sehen, doch sie konnte sich kaum noch bewegen. Sie war an diesen Ort gebunden, denn sie konnte nicht mehr laufen. Die Dunkle Brut hatte sie zu einer der ihren gemacht. Gab es für eine Frau ein schlimmeres Schicksal? Die erste Geburt war schmerzhaft. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals solche Schmerzen gehabt zu haben. Nur kurz nach der Geburt füllte die Dunkle Brut sie wieder mit ihren Samen, auf dass sie neue der ihren gebäre. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sich die Prozedur schon wiederholt hatte.
Brutmutter.
Das war der Name, den die Grauen Wächter ihr gaben. Sie war glücklich, als eine Gruppe von ihnen auf sie stieß. Sie bat sie, sie zu töten, doch statt Worten kamen nur grunzende Laute aus ihr heraus. Hatte sie verlernt zu sprechen? Sie war erleichtert, als die Krieger ihre Waffen zogen, um sie zu töten. Sie wollte es ihnen leicht machen und sich nicht wehren. Doch die bittersüße Melodie in ihrem Kopf ließ das nicht zu. Ihre Tentakel versuchten die Grauen Wächter zu durchbohren. Sie versuchte dagegen anzukämpfen, doch sie schaffte es nicht. Ihre einzige Hoffnung war, dass die Grauen Wächter stark genug waren, sie zu vernichten. Sie hatten sie schwer verletzt und sie bereitete sich glücklich auf den Tod vor. Doch dann kam eine große Gruppe der dunklen Brut und verteidigte sie. Sie kämpften gegen die Grauen Wächter und töteten jeden Einzelnen von ihnen. Danach heilten sie sie und ihre Qualen setzten sich fort.
Warum war sie noch nicht wahnsinnig geworden? Sie bekam alles mit, was die Dunkle Brut ihr antat. War das bei allen Brutmüttern so oder nur bei ihr? Vielleicht war es bei ihr anders, da sie ein Grauer Wächter war. Nach so langer Zeit der Tortur konnte sie noch immer klare Gedanken fassen. Sie wünschte, es wäre nicht so. Sie wünschte, dass sie ihren Verstand komplett verlieren würde. Nur so, glaubte sie, wäre ihr unabwendbares Schicksal erträglich.
Die nächste Geburt stand kurz bevor. Sie bereitete sich mental auf die fast unerträglichen Schmerzen vor. Als es soweit war, schrie sie laut, als die schrecklichen Kreaturen sich ihren Weg aus ihr bahnten. Es waren ihre Kinder und sie waren es nicht. Niemals würde sie etwas für diese Monster empfinden, auch wenn sie sie geboren hat. Die Geburt war gerade vorüber, als die Dunkle Brut sie wieder mit ihren Samen füllte. Sie gaben ihr keine Zeit mehr, sich zu erholen. Sie hatte die Hoffnung längst aufgegeben, dass der Zyklus durchbrochen werden kann. Völlig resigniert ergab sie sich ihrem Schicksal.
„..ie…“
„Lie…“
„Liebste.“
Mit einem Schrei schreckte sie auf. Sie spürte noch die Schmerzen, die die Geburt ihr zugefügt hatte. „Es war nur ein Traum. Ich bin bei dir. Es war nur ein Traum.“ Verwirrt blickte sie sich um und sah in das sorgenvolle Gesicht von Alistair. Schluchzend warf sie sich in seinen Arme. Alistair sagte nichts. Er schlang nur seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Schweigend hielt er die Frau, die er liebte, als ihr Körper mit lauten Schluchzern erschüttert wurde.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, blickte sie ihren Liebsten an. „Töte mich, Alistair. Lass nicht zu, dass sie mich lebend bekommen. Schwöre es mir, Alistair. Bitte.“ Alistair strich ihr sanft die Tränen von den Wangen. „Ich schwöre es, Liebste. Ich werde es nicht zulassen, dass sie dir das antun.“ Erleichtert schmiegte sie sich wieder in seine Arme. „Danke.“
Alistair schloss seine Augen und konnte es nicht verhindern, das eine Träne über seine Wange lief. Nach ihrem ersten Alptraum sollte er ihr dasselbe schwören. Doch er hatte sich geweigert. Wie konnte sie so etwas von ihm verlangen? Nur zögerlich erzählte sie ihm von ihrem Albtraum. Er war nicht darauf gefasst, wie schrecklich der Albtraum war. Noch heute wurde ihm übel, wenn er nur daran dachte. Ihren ersten Albtraum hatte sie nach dem sie die Dunklen Wege verlassen hatten. Neben den vielen Kämpfen gegen die Dunkle Brut hatten sie auch gelernt, wie sich die Dunkle Brut fortpflanzte. Seitdem durchlebt sie jede Nacht den gleichen Horror.
Alistair fragte sich nicht zum ersten Mal, ob die Träume, die der Erzdämon den Grauen Wächtern sandte, für die weiblichen Wächter anders waren als für die Männer. Er hoffte nur, das es tatsächlich nur Träume waren und nicht die Wahrheit. Vielleicht wollte er sie damit schwächen. Hoffentlich endeten die Alpträume mit dem Tod des Erzdämons.
Er blickte hinab zu der Frau, die er liebte. Sie schlief nun friedlich in seinen Armen. Diese Nacht würden die Alpträume nicht zurückkehren. Doch schon in der nächsten Nacht würde sie erneut Alpträume haben und er konnte nichts dagegen tun.
Witchers Journal, Jg. 1, Nr. 1 vom 01.07.2013, S. 10-14
|