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1. Witcher-Community-Treff 2013
Prolog: Angriff auf Kaer Morhen
ein Bericht von Laren Freitag, 20. Sept. 2013:
Freitag, halb sieben in Deutschland ...
Wie üblich, wenn ein spannendes und lang ersehntes Ereignis ansteht, erweist sich auch heute das Stellen eines Weckers als überflüssig. Schon eine Stunde vor dem Bimmeln des verhassten Gerätes schäle ich mich aus dem heimischen Schlafgemach und beginne den Freitagmorgen schön ausgiebig und entspannt. Gleich geht's auf zum Koblenzer Hauptbahnhof, wo sich die Bahn (wie üblich) verspätet - aber das gehört ja fast schon zum Alltag. Lange dauert's trotzdem nicht, bis der Zug endlich eintrudelt und ich mit Tibec kurz nach der elften Morgenstunde motorisiert gen Nordwesten aufbreche, um eine ordentliche Handvoll unserer Gleichgesinnten zu treffen.
Nach einem mit unzähligen Baustellen bepflanzten Autobahnstück führt die Reise quer über Unmengen von Landstraßen - und je weiter es in Richtung Kaer Morhen geht, desto häufiger wird man zum Tuckern mit 100 km/h gezwungen (Warum hessische Autos wohl nirgends schneller fahren dürfen? Gruselig...).
Nichtsdestotrotz kommen wir sehr gut voran. Die immer kurioser werdenden Dorfnamen und deren immer nostalgischere Optik lassen die Nähe zum Zielort förmlich erschnuppern. Irgendwann mitten im Nichts erscheint nach zwei Fahrtstunden tatsächlich ein unscheinbares Schild, das die Richtung zur Burg anzeigt (Ein Glück... Die Tante im Navi war nämlich der felsenfesten Überzeugung, dass es diese Burg samt Umland überhaupt nicht gibt. Frauen... Haha.).
Gegen 14 Uhr erreichen wir die fast menschenleere Burg, in der nur hin und wieder ein paar Arbeiter vorbeihuschen, um ihrem Tagwerk nachzugehen. Aus den Anrufen daheim wird nichts, denn hier gibt's anscheinend nicht einmal Handyempfang - vielleicht gibt es in Hessen so was wie Handys ja auch gar nicht? Lediglich ein unsichtbares Portal im Hof gestattet einen Hauch von Telekommunikation mit der Außenwelt (Was bestimmt ein wenig albern aussieht, wenn man mit hoch erhobenem Handy mitten auf dem Hof im Kreis rennt und schimpft...). Der Wetterfrosch fand es wohl lustig, den Tag mit einem "es bleibt definitiv trocken und mild" einzuläuten, denn es ist ziemlich frisch, windig und nieselt obendrein. Aber so kriegt die Burg dann doch einen leichten Kaer Morhen-Touch.
Die Zeit in Hessen scheint langsamer zu verlaufen als bei uns daheim. Wir melden unsere Ankunft an der Rezeption und inspizieren die stille Burg, ehe zur vierten Stunde endlich mal ein Pärchen eintrifft. Offenbar erkennt es uns schon von Weitem - oder es freut sich nur, nach einer langen Reise mitten durch's sonderbare Nichts endlich wieder auf Menschen zu treffen. Die beiden sprechen etwas Deutschartiges mit Dialekt - alles klar, das müssen Iorweth und Dephinroth sein! (Nur Spaß, ihr zwei. )
Zu viert machen wir es uns an der Feuerstelle im Burghof gemütlich, um über alles und jeden zu quasseln. Dephinroth lässt es sich nicht nehmen, sich ununterbrochen über Hunger zu beklagen - zu allem Übel kann man von der Feuerstelle auch noch über den Burghof bis in die Burgküche gucken. Das Essen wird heute sogar eine halbe Stunde später serviert als üblich (Nein, das haben die seeehr gemütlich wuselnden Köchinnen ganz bestimmt nicht mit Absicht eingefädelt...).
Es dauert nicht allzu lange, bis ein sonderbarer Fremder mit großem Rucksack das Burgtor passiert und uns auf Anhieb erkennt. Der arme thefilth musste den ganzen Weg von der "Hauptstraße" am Fuß des Berges zur Burg hoch wandern. Da hat sich ein hessischer Busfahrer wohl kurz vor dem Feierabend mit seiner Katzensprung-bis-zur-Burg-Beschreibung einen gemeinen Scherz erlaubt (Es sei denn, in Hessen gibt es riiiiiesige Katzen!)
Irgendwann gegen halb sieben dürfen wir dann tatsächlich das Buffet des Speisesaals plündern und uns mit warmer Lasagne, haufenweise Brötchen, Unmengen von Belag und frischem Wasser aus der heimischen Keltenquelle die Bäuche vollschlagen. Durch irgendeine Zauberei bekommen doch noch ein paar von uns Handyempfang und wir erfahren, dass sich der Rest verspätet. Noch ehe wir allerdings eine Wagenladung voll Brötchen für unsere Nachzügler schmieren können, trifft die Blechkutsche aus den westlichen Landen ein - mit an Bord sind Venhedis, LacrimaLuna, Haren Jaqen und Daralon. Nach Anbruch der Dunkelheit trifft auch die Kutsche aus dem Osten mit DiamondDove, Shanea und Butterkugel ein und wir sind endlich vollzählig.
Für den heutigen Abend haben wir den geräumigen Speisesaal im Erdgeschoss ganz für uns alleine. Das erste Zusammentreffen verläuft sehr entspannt und gemütlich bei allerlei flüssigem Zeug: Angefangen bei "Der-muss-weg!"-Apfelwein über lieblichen Met bis hin zu einem Hochprozentigen, dessen Name aus lauter Zischlauten und polnischen Sonderzeichen besteht. Beim Genuss all dieser Hexertränke an unserer Tafel quasseln wir ausgiebig bis in die späten Abendstunden über alles Mögliche, bis es Zeit wird, uns in die Schlafgemächer für Hexer und Zauberinnen zu verziehen...
Samstag, 21. Sept. 2013:
7:00 Uhr morgens ...
Ich schäle mich als Erste aus dem Bett und bin gespannt, wer von den Mädels als Erste vom Geknarze des Holzbodens wach wird. Der ganze Witcher-Flur ratzt noch - und wie gestern im Voraus angekündigt wurde, verpennen einige wenige das reichhaltige Frühstück ... Im Speisesaal der Herberge zeigen sich deutliche Anzeichen einer langen Nacht - fast alle sind schlapp, müde und ohne Morgenkaffee kaum ansprechbar. Nach und nach trudelt unser Hexergrüppchen dann doch noch ein, bis wir irgendwann wieder vollzählig sind.
Nach dem ausgiebigen Frühstück verschwinden LacrimaLuna, DiamondDove und ich für einen entspannenden Samstags-Spaziergang in den benachbarten Wald. Rund um die Burg gibt es dazu schöne und weitgehend naturbelassene Wanderpfade, die zum Erholen einladen. Hier finden wir bunte Pilze, waschechte hessische Mistkäfer mit Star-Allüren und tolle Blümchen. Bei Letzteren lässt DiamondDove sich nicht nehmen, uns ausführlich über diese "miesen Schmarotzerpflanzen" inklusive ihrer Herkunfts- und Verbreitungsgeschichte aufzuklären. Der Appell an die Vernunft fruchtet allerdings nur in geringem Maße, denn die Blüten sind zahlreich, knallig-rosa und eine wahre Zierde des sonst grün-braunen Waldes. ;)
Kurz nach unserer Rückkehr gibt es auch schon wieder Mittagessen: Spätzle mit Rindergeschnetzeltem. Dazu werden Salat, Gemüse und Beerenquark angeboten.
Nachdem wir ausgiebig geschmaust haben, bekommen wir auch schon den versprochenen Schlüssel zu unserer Bat-Höhle. Jaaaa, eine echte Bat-Höhle! Mit lauter Fledermäusen! Diese sind zwar aus Pappe und die Höhle hat den zauberhaften Charme eines Grundschul-Klassenzimmers, aber wer wird denn bei den günstigen Konditionen gleich pingelig werden ...
Jedenfalls verbringen wir die Zeit damit, polnische Witcher-Comicbände zu wälzen, zu quasseln und schmackhaftes Knabberzeug zu vernichten. thefilth bringt die Idee ein, Karten für das fesselnde Gesellschaftsspiel namens "Werwölfe" zu basteln. Mit dem guten Willen, hierfür etwas Papier zu organisieren, verschwindet Venhedis - und kehrt sehr bald mit einem Gesellschaftsspiel namens "Activity" wieder zurück. Bevor wir allerdings dazu kommen, uns ein paar Stunden lang mit dieser "Leihgabe" zu beschäftigen, gibt es eine "Bastelstunde mit Fili". Voller Elan stürzt Jaqen sich auf die von thefilth liebevoll ausgeschnibbelten Pappkärtchen, kritzelt da abstrakte heidnische Symbole drauf... Und reicht mir seine Kunstwerke mit einem bestimmten "Rette das!".
Nach dieser amüsanten Bastelrunde widmen wir uns dem Activity-Spiel - "Des isch a Moadsgaudi!" - und mancher kreative Erguss führt zu ordentlichen Lachanfällen. Am lustigsten waren wahrscheinlich die pantomimischen Darstellungen von Begriffen, die wir mehr schlecht als recht erraten konnten - oder eben auch nicht.
Das Wetter spielt halbwegs mit: Die Sonne versteckt sich, aber wenigstens regnet es nicht. Um nicht in der Bat-Höhle zu versauern, begeben wir uns zur Abwechslung nach draußen. In der Raucherecke vor den Burgtoren gesellt sich zu uns eine lustige fremde Frau. Es stellt sich heraus, dass sie gemeinsam mit etwa zwei Dutzend anderen einer Gilde des Rollenspiels "Rift" angehört. Da unsere Gruppe und die "Riftler" für den Samstagabend das Grillen statt des Abendessens gebucht hatten, wird es eng am Grillplatz - also verziehen wir uns zu den Holztischen und -bänken in der Nähe. Laut der Herberge sollen sich beide Gruppen das aufgetischte Essen teilen: Und schon werden die ersten Würstchen- und Steak-Klau-Strategien ausgearbeitet. Selbst der langhaarige Gildenleiter ist sich für nichts zu schade und lässt verlauten, er schrecke nicht vor Gewalt gegen Frauen zurück, wenn's um die Wurst geht! Wo gibt's denn so was?! Letztendlich gibt es dann doch genug Würstchen und Steaks für alle - und gefühlt gibt es mehr Fleisch als Beilagen, nicht mal Daralon konnte/wollte den Rest essen. Und wer ihn kennt, weiß genau: Das will was heißen!
Auch in Hessen wird es zur späten Stunde dunkel. Weil sich unsere Gruppe zu zerstreuen beginnt und die Lagerfeuermusik der "Riftler" von "Okay" zu "Bloß schnell weg hier!" wechselt (Ob die das mit Absicht gemacht haben?), verziehen wir uns samt Schmankerl und Getränken wieder in die Bat-Höhle (Die nun bei Nacht endlich dunkel ist, wie es sich für eine Bat-Höhle eben gehört). Das Licht haben wir für den Rest des Abends ausgeschaltet gelassen, denn die liebe Ven hat in weiser Voraussicht für große Vanille-Teelichter gesorgt. thefilth und Jaqen übernehmen die Spielleitung, thefilth sorgt außerdem mit den nostalgischen Witcher-Sountracks toll für Hintergrundmusik. Bis halb drei Uhr nachts spielen wir "Werwölfe". (Da fällt mir ein, ich wollte Tibec ja noch irgendwo auf der Autobahn aussetzen... So als Rache dafür, dass er immerfort nach meinem Tod gebrüllt hat "aus Prinzip" - ich geb' dir Prinzip!!! ^^)
Sonntag, 22. Sept. 2013:
Die Nacht war noch kürzer als die vorherige - aber das reichhaltige Frühstücksbuffet mit dem Biokaffee macht manches schwere Hexer-Nachtleben erträglicher.
Zu Mittag gibt es panierte Schnitzel mit Kroketten und Gemüse, dazu wird Vanillepudding als Dessert gereicht.
Nach dem Mittagsmahl räumen wir unsere Gemächer, verstauen die Taschen und Koffer in den Blechkutschen und machen ein paar nette Gruppenbilder als Andenken. Danach ist es leider auch schon an der Zeit, Abschied zu nehmen ...
Fazit:
Alles in allem war es ein rundum gelungenes und unkompliziertes Wochenende. Die Herbergsleitung und -arbeiter waren sehr freundlich und allzeit hilfsbereit und (vor allem) die Community-Mitglieder waren sehr angenehme Zeitgenossen. Das erste offizielle Witcher-Community-Treffen lässt sich guten Gewissens als großer Erfolg verzeichnen und verlangt nach einer Wiederholung - vielleicht bist du das nächste Mal auch mit dabei?
Weitere Impressionen vom CT:
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