Geschichten, Gedichte
Ballade über den Hexer Geralt
Einst bat Geralt den Barden Rittersporn
Seine Taten zu Versen zu dichten
Doch nicht zu blasen ins falsche Horn
Er würde sie später noch sichten
Rittersporn überlegte nicht lange
Und verlor nicht allzu viel Zeit
Ihm war vor der Arbeit nicht bange
Erlebt hatten sie manches zu zweit
So zückt er unbekümmert die Feder
Munter sprudeln Geschichten hervor
Balladen liebt doch nun wirklich jeder
Selbst der allergrößte Tor
Einst traf Hexer Geralt in Tretogor
eine junge Maid so schön und rein
Am Weiher sie stand nackt davor
Und schien noch Jungfrau zu sein
Hexer Geralt war ganz verzaubert
So wie sie sich dort bot ihm dar
Auch sie erbebte und erschauert'
Als sie wird seine Lanze gewahr
Ab da wurde nicht lange gefackelt
Die Hose deucht ihm ach so klein
Neckisch hat sie kurz mal gezappelt
doch endlich war sie dann sein
Schnell hatte er sich entkleidet
Von Wams und von Hosenbein
Während sie ihm hatte bereitet
Ein Lager von Moos und Farn fein
Zusammen sie sanken danieder
Nackt wie einst sie schuf die Natur
verschlungen bald all ihre Glieder
Der Beginn von Leidenschaft pur
Das er die Gefahr nicht gleich gewittert
mag bald ihm verziehen sein
Nicht der Wolfskopf allein hat gezittert
dort liegend im Mondenschein
Doch als er küsste ganz zärtlich
Ihre Lippen so voll und so gut
Geralt schmeckte Blut da plötzlich
und wurde ganz rasend vor Wut
Rasch hatte er sie dann gefunden
Verborgen vom süß duftendem Haar
Am Hals die frischen Wunden
keine Jungfrau, ein Vampir sie war
Nackt lag sie da vor ihm im Moos
Blut strömte über Mund und Brüste
Seine Enttäuschung war grenzenlos
erstorben waren all seine Gelüste
Ein kurzer Schritt nur der reichte
Das Schwert hart umfasste die Hand
Die Maid geschwind erbleichte
wild entschlossen er über ihr stand
Hast du geglaubt mich zu blenden
Du Buhle der dunklen Macht
Zu packen mich an den Lenden
Zu zerren in finsterste Nacht?
Mein Blut wolltest du schmecken
Mir rauben jegliche Lebenskraft
hinterher die Finger dir lecken
Zum Glück hab ich es beizeiten gerafft!
Mich zu treffen war dein Verderben
Lust kann ich dir nicht mehr bereiten
Dein Schicksal ist es gleich zu sterben
Tot zu bleiben für alle Zeiten
Sieh das Silber aufgerichtet im Glanze
Endlich gekommen ist nun deine Zeit
Erwartet hattest du eine andere Lanze
Doch du warst nicht die richtige Maid
Geralt sprach's, für ihn gab es kein Halten
Taten ließ er folgen dem heftigen Wort
Silber bohrte sich in den Körper den kalten
Auch den Kopf den schlug er ihr fort
Am Weiher er noch lange gesessen
Geweint hat er dort bitterlich
Warum bin ich auf Monster versessen
Gibt's Liebe denn nirgends für mich?
Meine Lanze führt mich in Gefahren
Und Lustbarkeiten das gebe ich gern zu
Das geht nun schon so seit Jahren
Wann und wo find ich endlich mal Ruh?
So in dunkle Erinnerung versunken
Erhellte ihn plötzlich ein herrliches Licht
Und aufspringen tat er ganz trunken
Erblickte er doch ein vertrautes Gesicht
Purpurn ruhten auf ihm zwei Augen
Und sie blickten gar zärtlich und mehr
Gierig tat Geralt den Duft einsaugen
Von Flieder und Stachelbeer
Hader nicht mit dem Leben mein Held
Sprach sie mit einer Stimme so rein
Wenn es dem Schicksal einst gefällt
Werden für immer wir beisammen sein
Bis dahin übe dich nur in Geduld
wach und im Traum bist du immer mein
Denke nie es wäre deine Schuld
Das wir nicht können zusammen sein
Meine Liebe währt für alle Zeiten
Und eines sei dir gewiss
Ich werde dir Freuden bereiten
Eines schönen Tages vis-à-vis
Zu schnell begann für ihn zu schwinden
Die Vision vom Tageslicht her
Und er schwor: wir werden uns finden
Oh meine süße, geliebte Yennefer ...
Kaum getrocknet waren Rittersporns Zeilen
Als Geralt kam das war ihm nur recht
Er sah den Hexer über den Worten verweilen
Sein Gelächter danach war nicht schlecht
Rittersporn mein Freund und Dichter
Dein Wort hat zwar viel Gewicht
Ungern bin ich ein strenger Richter
Das stimmt von vorn und hinten nicht
Soll ich dir denn nicht erzählen
Was damals wirklich geschah?
Ich will dich nicht länger quälen
Ich sehe du nickst mir ein Ja
Den Vampir hab ich damals heftigst vernascht
An ihrer Kehle mein Schwert ihr Blick voll von Hass
Stundenlang ging es so tu nicht so überrascht
Auch Hexer brauchen manchmal ihren Spaß
Das Einzige was ich wirklich in der Frühe erschaute
War ihr Körper im Sonnenlicht sich windend vor Qual
Bis ihre Asche aufstieg wovor mir noch nie graute ...
Und Yennefer? Die kann mich mal ...
Seufzend zerknüllte Rittersporn
Die Zeilen die nun wirkten fade
Beginne ich eben noch mal von vorn
Schade um die schöne Ballade ... (Dan)
Witchers News, Jg. 3, Nr. 15 vom 01.02.2011, S. 29-30
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