Jussylein's Kolumne
Teil 1
Hideo Kojima – ein Mann der großen Visionen. Wie er mit seinem Spiel „Metal Gear Solid“ die Welt polarisierte und gleichzeitig am eigenen Leib erfuhr, wie hart es ist, in der Spieleindustrie zu überleben. Heute ist er Vizepräsident von Konami - durch seinen Mut zu Veränderungen in der Gamingwelt. Jussylein's Kolumne zeichnet Kojimas Weg bis 1998 nach, beleuchtet dabei die Spieleindustrie im Allgemeinen und die Metal Gear-Reihe im Besonderen, aus ihrem ganz persönlichen Blickwinkel.
Hallo, liebe World of Players-Community und ein Hallo an alle Witchers Journal-Leser!
In meinen Gedanken stellte ich mir oft die Frage, wo die heutige Spieleentwicklung wäre, wenn es da draußen nicht Menschen gäbe, die eine Vision haben. Mir ist durchaus bewusst, dass auch das Finanzielle eine große Rolle bei der Umsetzung spielt, doch dazu später mehr. In der gesamten Spielebranche gibt es Männer und Frauen, die etwas erreichen wollen, die uns auf ihre Art etwas mitteilen möchten, sei es auf der spielerischen Ebene oder auf emotionaler Basis.
Diese Menschen haben es oft schwer in der Gamingwelt, denn sie werden zumeist belächelt oder als Schwätzer bezeichnet. Talentierte Menschen, die etwas erschaffen wollen – natürlich gibt es auch andere, die nur große Töne spucken. Ja es gibt einige, die nehmen den Mund zu voll und preisen Sachen an, die sie niemals umsetzen können. Ja, sie hatten einen Traum, aber es bleibt nur bei diesem. Es gab viele solcher Namen, die eine Bereicherung waren oder eben eher uns allen geschadet haben als genützt. Was denkt ihr – wären wir ohne diese Menschen besser dran? Würde es dann Spiele geben, die aus der Nische fallen? Und viele Menschen polarisieren? Ist es nicht gerade das, was uns hier verbindet, die Leidenschaft, Games zu spielen? Jeder hat seine Vorlieben - die einen mögen Action-Rollenspiele, die anderen wiederum Shooter. Ich würde sagen, dass es gerade diese Vielfalt auf dem Markt ist, die uns den Alltag versüßt.
Nehmen wir beispielsweise einen David Cage, der mit Perlen wie Heavy Rain, Beyond: Two Souls oder Fahrenheit emotionale Achterbahnfahrten in uns auslöst. Dieser Mann hat Visionen. Er möchte eine Art interaktiven Film gestalten, wo wir alle die Hauptrolle spielen. Er mag zwar kein guter Drehbuchautor sein, doch eines hat er allen voraus: Den Mut zu etwas Neuem. Selbst in dem Wissen, dass er niemals den Erfolg einfahren wird wie ein jährlicher Ableger von Call of Duty o.ä. Wir können froh sein über solche Leute, die uns - manchmal schon über Jahre hinweg - geprägt haben, über deren Werke wir gerne reden oder sie auch mal kritisieren. Sind es nicht gerade solche Visionäre, die einfach in der Welt Mut zu Veränderung zeigen?
Jeder schimpft mal über bestimmte Spieleentwickler. Manche wirken arrogant, manche wiederum sind sehr sympathisch. Ich erinnere mich an ein kurzes Statement in einer Spielezeitschrift, wo es um meinen Lieblings-Publisher und –Entwickler CD Projekt RED ging. Ein Produzent gab dort in etwa folgendes wieder: „Als ich das erste Mal in Polen war und sie mir in ihrem damals kleinen Studio The Witcher zeigten, war mein erstes Gefühl‚ »Mann, sind die vielleicht arrogant und von sich überzeugt«. Hätte mir aber damals jemand gesagt, dass gerade diese Menschen, die damals ein Spiel hatten, von dem lediglich in Polen die Bücher bekannt sind, so beliebt und auch mal erfolgreich werden, hätte ich denen einen Vogel gezeigt und meinte, sie werden schneller untergehen als ihnen lieb ist.“[1]
Was sagt uns das? Genau, man sollte keine Vorurteile über solche Studios haben, denn sie glauben an ihr Projekt und haben bestimmt auch viele Höhen und Tiefen erlebt. Ihr Weg war nicht leicht und von vielen Schicksalsschlägen geprägt, angefangen mit dem Prototypen von The Witcher, mit dem sie vielen Spieleredakteuren und –Publishern nur ein müdes Lächeln abringen konnten. Und heute sind CD Projekt RED eines der beliebtesten Unternehmen, und warum? Durch ihre Community-Treue. Die meisten Publisher erfahren Verluste, indem sie einiges entfernen oder modernisieren, doch das war denen schlichtweg egal, denn sie dachten in erster Linie an ihre Fans. Und was hält ein Spiele-Studio am Leben? Richtig. Nicht nur das Geld, sondern dass sie das Gefühl vermittelt bekommen, dass die Community zu ihnen hält und treu sind. So etwas treibt Entwickler wie CD Projekt RED an. Das Wissen, die Fans da draußen mit ihren Spielen glücklich zu machen. Und ist es nicht das, was wir Gamer wollen? Spiele, über die sich diskutieren lässt und in deren großartiger Symbiose aus einfallsreicher Welt und vielschichtiger Geschichte wir versinken können. Wir fühlen mit den Charakteren mit, empfinden Wut und auch Hass.
Für mich gehört CDPR zu genau jenen Spieleschmieden mit Visionen, die es trotz aller Probleme schafften, ihren Traum zu verwirklichen und uns damit mittlerweile zwei wunderbare Spiele bescherten.
Ich werde Kojimas Weg bis 1998 beleuchten, da es der Beginn der Metal Gear-Reihe war. Vielleicht werde ich in naher Zukunft dann weitere Teile besprechen, denn ich besitze die 25 Jahre-Edition mit allen 7 Teilen.
Es gibt da also diesen Mann, den sicherlich nicht viele kennen, dessen Name jedoch vielleicht schon einige von euch irgendwo gehört oder gelesen haben: Hideo Kojima, eine Person, die mich 25 Jahre lang geprägt hat. Sein Name war mir anfangs nicht geläufig, ich las ihn früher nur gelegentlich in Zeitungen. Als ich mir dann 1998 eine PlayStation kaufte, habe ich mir auch Metal Gear Solid besorgt, es angefangen zu spielen, und dieses Spiel zog mich total in seinen Bann. Es erzählte die Geschichte des Krieges in Codec-Sequenzen mit echten Kriegs-Filmaufnahmen .Gleichzeitig erfuhr man etwas über Abrüstung, wie viel Atombomben es weltweit gibt, usw. Kojima erzählte alles konsequent, ohne Kürzungen - was aber auch bedeutete, dass man von vielen Stunden Spielzeit nur einen Bruchteil selbst aktiv war und sehr viel mehr Zeit mit Videosequenzen verbrachte. Zugegebenermaßen nicht Jedermanns Sache.
Ich habe über die Jahre einiges über Kojima gelesen und erfahren. Die meisten sagen, er sei ein Schwätzer, da er viele Ankündigungen macht, jedoch eine spärliche Informationspolitik betreibt. Er wäre eine kryptische Persönlichkeit, der Gamer gern auf die falsche Fährte lockt. Gleichzeitig beeindruckt er als Mensch, wobei die Meinungen trotzdem oft gespalten sind. Doch wenn er damals noch unbedeutend war, so hat er es dennoch geschafft, ein neues Genre zu gestalten: Das Tactical Spionage Action- oder auch Stealth-Genre. Nicht Splinter Cell hat also diese neue Spielart eingeleitet, sondern Metal Gear, ich selbst habe das vorher auch nicht gedacht.
Dies sind Gründe genug, mich zu fragen, wer dieser Mann ist, der seit 25 Jahren an der Metal Gear-Reihe beteiligt ist.
Doch mehr dazu später, im nächsten Teil meiner Kolumne!
Bis bald also, eure
Jussylein
Quelle:
[1] André Peschke: The Witcher 3 Und CD Projekt RED - Brillant Oder Arrogant? GameStar.de vom 21 Apr. 2014.
Weiterführende Links:
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