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Die CE von „The Witcher 2“


„Schrei vor Glück oder schick's zurück“

Jeder kennt wohl inzwischen das oben genanntes Zitat aus der Werbung, mit dem ein großes Onlineportal seine überteuerten Waren, in diesem Fall sind es Schuhe, versucht an den Mann bzw. hauptsächlich die Frau zu bringen. Und doch fühlte ich mich am Montagmorgen ganz ähnlich wie die zugegeben etwas hysterisch wirkenden Frauen beim Anblick ihrer frisch gelieferten Schuhkartons, als der gute Mann von DHL mein Amazon-Paket vor mir auf den Tisch ablud und mich mit einem Lächeln um eine Unterschrift auf seinem, einem Gameboy ähnelnden Arbeitsgerät bat. Was ich gern tat, da ich doch wusste, dass er endlich eingetroffen war: Geralt von Riva, Held von „The Witcher 2: Assassins of Kings“ und zwar in der Collector's-Edition.

Wenn schon, denn schon!

Das Paket mutet auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Schuhkarton an, doch bei einem Gewicht von gut vier Kilo hätte es schon Schuhwerk für Frankensteins Monster sein müssen, um dem Vergleich gerecht werden zu können. Spätestens nach der chirurgischen Entfernung des Amazonkartons lösten sich alle verbliebenen Zweifel in Luft auf. Durch eine dünne Schicht Plastik geschützt erstrahlte das Verpackungsdesign der Collector's-Box von „The Witcher 2“ vor meinen Augen: der glänzende, 2011 redesignte Wolfskopf auf mattschwarzem Hintergrund mit der etwas widerborstig scheinenden Zwei in der unteren rechten Ecke. Nachdem ich die Schutzfolie und die Werbung (die man freundlicherweise nicht auf den Karton gedruckt, sondern mit einer Banderole befestigt hatte, die den unteren schmalen Boden umschließt) entfernt hatte, konnte es endlich ans Auspacken gehen.

Der Karton ist erfreulicherweise sehr stabil. Bei dem nun folgendem Inhalt ist dies auch nötig, auch wenn es nicht ganz ein kleines Missgeschick verhindern konnte, doch dazu später noch genauer.

Als ich den Karton öffnete, fiel mir als erstes der Geruch auf; ein wenig erinnerte er mich an ein neues Auto, so seltsam es auch klingen mag. Der Geruch ist nicht unangenehm, verband er die Rezeptoren in meiner Nase doch mit der angenehmen Gewissheit, etwas garantiert Neues in der Hand zu halten.

Ganz oben lag zuallererst ein DLC Gutscheincode, der wie der Rest der CE sehr dunkel gehalten ist, mit dem man online die Möglichkeit hatte, die Vernon Roche Commando Jacket herunterzuladen nebst einer detaillierten Anleitung, wie genau dies zu geschehen hat, damit es beim Herunterladen keine Schwierigkeiten gibt.

Als nächstes fielen mir drei DIN A4 große Bögen auf, die eine Idee von der E3 2010 wieder aufgriffen, als den Journalisten zur Präsentation von „The Witcher 2“ ein Pressekit an die Hand gegeben wurde, welches drei Papercraft-Figuren enthielt, die man zusammenbasteln konnte. Auch in der CE gibt es nun 3 Papercrafts: eins stellt den Draug dar, zwei weitere, jeweils kleinere Geralt und ein Wesen mit der Bezeichnung Rotfiend, was immer das auch für ein Wesen sein mag. Da ich allerdings basteltechnisch eher zu den Fingerlegasthenikern gehöre, werden wohl alle drei Bögen bis auf weiteres unangetastet bleiben.

Nachdem ich den Draug-Papercraft beiseite gelegt hatte, kam das erste Highlight der CE zum Vorschein: das Artbook, das übrigens auch für den tollen Duft verantwortlich war, wie ich feststellen konnte.
Das Artbook ist fest gebunden und zeigt dem geneigten Leser, also mir, auf gut 197 Seiten neben Illustrationen und Concept-Arts aus jedem der drei Akte, in die das Spiel nebst Prolog und Epilog gegliedert ist, auch noch jede Menge Material zu den Locations und den Charakteren des Spiels. Ein Artbook, das man so schnell nicht aus der Hand legen kann und das jeden eingefleischten Fan des Witchers sofort überzeugt.

Des Weiteren befindet sich in dem Karton, der im Inneren mit einem mit Samt beschichteten Inlay ausgestattet war, natürlich auch eine weitere Box, die dem Design und Inhalt her der Premium-Edition entspricht. Der Geralt auf der Verpackung erschien mir etwas dunkler gehalten, als ich es von diversen Vorschaubildern im Internet gewohnt war. In dieser Box befindet sich natürlich das Hauptspiel auf zwei DVD-ROMs nebst einem obligatorischen Spielehandbuch, eine Bonus-DVD mit jeder Menge Hintergrundfilmen, Bildern, Screenshots und Promo Arts und - man sehe und staune - eine weitere DVD mit dem offiziellen Game Soundtrack, der relativ schnell seinen Weg von der DVD auf meinen I-Pod fand.

Neben diesen beiden DVD-Hüllen gab es in der Spielebox noch mehr zu bewundern, nämlich die schon genannten Papercrafts von Geralt und dem Rotfiend, eine wunderschön gestaltete Karte der nördlichen Königreiche (die es so bereits im Artbook zu bestaunen gab), ein sogenanntes Pamphlet, in dem gewisse Gewohnheiten eines Königs derbe angeprangert werden, und letztendlich auch eine kleine kupferne Münze in der Größe eines Zehncentstücks. Auf dieser sogenannten „verfluchten Münze“ ist auf der Vorderseite in einem auf der Spitze stehenden Quadrat ein Totenschädel ohne Unterkiefer zu sehen, der auf einigen Tentakeln zu thronen scheint. Ein wenig erinnerte mich dieser Anblick an die Münze aus dem Film „Fluch der Karibik“ mit Johnny Depp. Ein Abbild dieser Münze ist auch auf der Rückseite des Pamphlets in einer zweidimensionalen Ansicht einer Wachsversiegelung zu sehen. Anscheinend fungiert die Münze als eine Art Ersatz für einen Siegelring.

Unterhalb der Spielebox liegt ein kleines Päckchen mit Spielkarten, eine Anleitung für das Karten- und Würfelspiel mit einigen Tipps und Tricks sowie ein kleiner schwarzer Sack, befüllt mit den aus dem Spiel bekannten Würfeln. Diese haben allerdings im Vergleich zum ersten Teil des Hexers auch ein Redesign erhalten: sie wirken nun dunkler und aufgrund der verschiedenen Zahlenmuster auch etwas mehr witchermäßig. Direkt neben der Vertiefung für den Würfelsack gibt es eine andere für eine weitere Münze, die etwas größer als ein Zweieurostück ist. Sie zeigt wohl auf der Vorderseite ein Seitenprofil von König Foltest, der eine Kopfhaube mit einer Bogenkrone trägt. Auf der anderen Seite erscheint ein Wappenschild mit drei Lilien, dem Wappen von Foltest, das am Anfang des Spiels auch immer wieder optisch auftaucht und auch verbal thematisiert wird.

Das letzte große Highlight der Collector's-Edition von „The Witcher 2“ fällt einem sofort ins Auge, handelt es sich hierbei doch um eine Büste, die unseren Helden Geralt darstellt. Diese Büste ist etwa 20 cm hoch und erstaunlich schwer. Sie scheint aus einer Art Kunststein zu bestehen und ist von grauweißer Farbe. In den schmalen Sockel steht Geralts zweiter Name in Alter Sprache eingemeißelt: Gwynbleidd, der Weiße Wolf.
Leider ist die Schwere der Figur zugleich auch das einzige Manko, das man der CE anlasten kann: durch das Gewicht der Büste ist der Einsatz des Kartons unterhalb der Liegestelle der Büste gebrochen, was durch den Transport der CE verschuldet ist. Bei mir war es so, dass nicht nur einige Stellen an der Geraltbüste abgeplatzt waren, sondern auch das Artbook hatte aufgrund der Schwerkraftverhältnisse innerhalb der Box zwei unschöne Dellen abbekommen, die man jedoch verschmerzen kann. Da ich ohnehin plane, Geralts Gesicht einen schönen Goldanstrich zu verpassen, empfinde ich auch die minimalen Beschädigungen an der Oberfläche der Büste als nicht mehr so schlimm.

Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja, drei Aufkleber fürs Auto oder den PC gibt es auch noch in der Box und ein Lösungsbuch, in dem der ungeduldige Spieler sich selbst ohne Ende spoilern kann. Nun, wer es nötig hat ... Ich hingegen werde das Game erst einmal ohne Hilfe dieses Buches spielen, dessen Existenz allerdings von der großen Liebe zum Detail zeugt, welche CD Projekt RED, die Programmierer und Hersteller von „The Witcher 2“, an den Tag gelegt hat. Daran könnte sich manch andere Spieleschmiede ruhig ein Vorbild nehmen.

Mein Fazit: Die Collector's-Edition von „The Witcher 2: Assassins of Kings“ ist in meinen Augen jeden einzelnen Euro und Cent wert, den ich dafür bezahlt habe. Und das waren nicht gerade wenige. Nicht nur, dass der Inhalt locker die CE anderer Spiele in den Schatten stellt, man merkt zudem auch, dass dieses Spiel von Leuten gemacht und entwickelt wurde, die noch wissen, was der Spieler sich wünscht, weil sie selbst noch Spieler sind, die sich genauso über das Spiel freuen und ihren Spaß daran haben, den hoffentlich auch wir haben werden.

„Schrei vor Glück oder schick's zurück“

Diesen Satz kann ich nur mit einer anderen Werbebotschaft beantworten:

„Ich bin doch nicht blöd!“

Nein, Geralt bleibt bei mir! In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern eine ungetrübte und spannende Zeit mit unserem Witcher!

(Dan)



Witchers News, Jg. 3, Nr. 17 vom 01.06.2011, S. 3-5


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