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Deus Ex: Human Revolution

Am 26. August 2011 erscheint das von vielen bereits sehnsüchtig erwartete Spiel: „Deus Ex: Human Revolution“. Schon im Jahr 2007 kündigte der Direktor von Eidos Frankreich, Patrick Melchior, die Entwicklung des Spiels in einem Interview mit dem kanadischen Fernsehsender MusiquePlus an. Produziert werden sollte es von dem gerade neu gegründeten Eidos Studio in Montreal. Seit diesem Zeitpunkt warten viele begeisterte Spieler auf den Release des Titels, der nun unmittelbar bevorsteht. Was jedoch macht die Faszination dieses Spieles aus? Dazu ist ein kleiner Exkurs in die Spielgeschichte und die Historie der Deus-Ex-Reihe notwendig. Im Juni 2000 erschien im Handel ein Spiel, das damals und teilweise auch heute noch seinesgleichen suchte: Deus Ex. Produziert und entwickelt von Warren Spector, der bereits 1994 mit dem Spiel System Shock für Furore sorgte, zeigte das, auf der Unreal Engine basierende Deus Ex bereits damals, was ein Spiel zu leisten vermag.
Die Handlung des Spiels ist in einer dystopischen Zukunft angesiedelt, die von autoritären Machtstrukturen, mit den damit verbundenen, repressiven Kontrollen jeglicher sozialer Kommunikation und des menschlichen Miteinander überhaupt gekennzeichnet wird. Hauptakteur der Handlung ist J.C. Denton, ein, mit Nanotechnologie aufgewerteter und verbesserter Agent der UNATCO (United Nations Anti-Terrorist Coalition), der die geheimen Machenschaften einer Untergrundorganisation aufdecken und deren Griff nach der Weltherrschaft verhindern soll.
Auf diesem Weg begleiten wir J.C. Denton unter anderem nach New York, Hong Kong, Paris, auf den Luftwaffenstützpunkt Vandenberg Air Force Base, sowie die Area 51. Das Spiel lässt dem Spieler dabei eine enorme Handlungsfreiheit. Er selbst kann entscheiden, ob er eine Situation mit dem Einsatz von Gewalt beenden, oder ob er lieber einen anderen Lösungsweg beschreiten möchte. Nahezu jedes Problem, jede Aufgabe im Spiel ist auf mehrere Arten lösbar, zieht jedoch im weiteren Handlungsverlauf grundsätzlich auch Konsequenzen nach sich, mit denen der Spieler dann leben muss. Es ist somit durchaus auch möglich, nahezu das ganze Spiel ohne die Abgabe eines einzigen Schusses zu absolvieren; wer es jedoch auf die brachiale Tour versuchen möchte, für den stellt Deus Ex ein großes Arsenal an schlagkräftigen Waffen zur Verfügung.
Deus Ex kombinierte schon damals die Eigenschaften eines Ego-Shooters mit der Charakterentwicklung eines Rollenspiels und der Story eines hochkarätigen Adventures. Besonders hervorzuheben war die hohe Dichte an moralischen Entscheidungen, die der Spieler im Laufe der Handlung treffen musste und die nach etwa 30 Stunden am Ende des Spiels in drei verschiedenen Möglichkeiten einer Zukunft gipfelten, welche, je nachdem wie man sich verhalten und entschieden hatte, sehr unterschiedlich ausfielen: ein wahrhaftiges Trilemma. In der Spielgemeinde fand das Spiel höchste Beachtung und Lob. Einer der wenigen Kritikpunkte war zugleich auch die große Stärke des Spiels. Die Freiheit, die das Spiel bot, überforderte nicht wenige Spieler derart, dass sie das Spiel nie zu Ende spielten, sondern irgendwann im Verlauf einfach aufhörten. Dennoch entwickelte sich das Spiel zu einem solchen Erfolg, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis 2004 in Deutschland die Fortsetzung zu Deus Ex erschien: „Deus Ex: Invisible War“. Von der Thematik her baute das Spiel, wiederum von Warren Spector mit entwickelt, auf seinem Vorgänger auf. Ebenso wie in Deus Ex spielt bei Invisible War die Nanotechnologie erneut eine große Rolle. Und Auch auf diverse Verschwörungen muss der Spieler keineswegs verzichten. Alex D., der 21jährige Hauptprotagonist in Invisible War, wird mit den Machenschaften der Illuminaten, einer Gruppierung namens Majestic 12 und einigen Randgruppen konfrontiert, für die er, je nach Gusto des Spielers, Aufträge erfüllen kann, oder nicht. Auch wenn in Invisible War der Handlungsablauf ähnlich linear verläuft wie im Vorgänger, so bleibt der Handlungsspielraum innerhalb dieser Grenzen ähnlich frei; wie eine Aufgabe gelöst wird bleibt ganz dem Spieler überlassen. Die Story des Spieles führt Alex, dessen Geschlecht und Hautfarbe zu Beginn frei gewählt werden kann, an durchaus interessant gestaltete Orte: Seattle, eine Arkologie und das umgebende Medina-Viertel in Kairo, die Porta Nigra in Trier und, last but not least, die Antarktis. Mit dem Finale auf der Liberty Island, die gänzlich von Eis eingeschlossenen ist, schließt sich der Kreis zum ersten Teil der Deus-Ex-Reihe. Auch hier entscheidet man am Ende im Namen des Protagonisten, welche Zukunft der Welt blühen soll. Viele Spieler waren jedoch von der Fortsetzung ihres Deus Ex enttäuscht. Sie bemängelten, dass die Produzenten im Spiel auf eine tiefgründigere Story zugunsten von mehr Action verzichtet hätten und man es dem fertigen Spiel durchaus ansah, dass es nicht nur für den PC entwickelt worden war, sondern zugleich auch auf der Xbox laufen sollte. Zudem verdarben eine kürzere Spielzeit, kleinere Level, zahlreiche Ladesequenzen und die zurück geschraubte Möglichkeit einer intensiven Charakterentwicklung vielen Spielern den Spaß. Hinzu kamen noch etliche Fehler in der Programmierung, die erst per Patch behoben werden konnten, und die, addiert zum Gesamteindruck, dafür sorgten, dass Invisible War nicht die Größe seines Vorgängers erreichen und ihn erst Recht nicht überflügeln konnte. Auch die Fachpresse schwankte, ähnlich wie die Spieler selbst, bei der Bewertung des Spiels zwischen Lobpreisung und Verriss. Nach Invisible War hätte wohl niemand damit gerechnet, dass in absehbarer Zeit eine weitere Fortsetzung geplant oder auch nur angedacht sei. Dies änderte sich, wie bereits erwähnt, erst, mit der Ankündigung im besagten Interview 2007, als Patrick Melchior die Katze bzw. „Deus Ex: Human Revolution“ aus dem sprichwörtlichen Sack ließ.
Um es gleich vorneweg zu sagen: Human Revolution ist keine Fortsetzung von Deus Ex oder Deus Ex: Invisible War, sondern viel mehr ein Prequel dazu. Diesmal allerdings ohne Warren Spector.
Die Handlung spielt vor den Ereignissen um J.C. Denton in Deus Ex und hat einen neuen Hauptprotagonisten. Adam Jensen, Sicherheitsbeauftragter in einer Firma, die für sogenannte Biomodifikationen bekannt ist, den Vorläufern der späteren Nanotechnologie. Bei einem Angriff auf die Firma wurde Jensen schwer verletzt. Letztendlich rettete im eine Operation, bei der ihm Biomodifikationen implantiert wurden, das Leben. Seitdem setzt Jensen alles daran, die Hintergründe des Anschlags in Erfahrung zu bringen und sticht dabei, wie sollte es anders sein, in ein Wespennest aus Verschwörungen, Intrigen und Allmachtsfantasien. Auch im dritten Teil der Deus-Ex-Reihe ist die Welt kein ruhiger sonniger Ort. Im Gegenteil. Die Menschheit wird, gespalten durch die Interessen einiger weniger Gruppierungen, die zunehmend auf Augmentation durch Biomodifikation setzen, um so verbesserte Sportler, Supersoldaten und Agenten zu schaffen, die von dem unaugmentierten Teil der Gesellschaft zunehmend mit Misstrauen und Ablehnung betrachtet werden. Im Hintergrund werden unzählige Fäden gesponnen, um den weiteren Verlauf der Geschichte, der Zukunft der Welt und der menschlichen Rasse im eigenen Sinne zu gestalten. Nun liegt es an Adam Jensen, herauszufinden, wem er vertrauen kann, um den gefährlichen Fallstricken zu entgehen und das Netz aus Lügen, Intrigen und Verrat rechtzeitig zu entwirren, oder zu zerreißen, um das schlimmste zu verhindern. Vielleicht auch nicht ...
Wie auch schon in den beiden Vorgängern verspricht uns Eidos wieder eine Freiheit der Entscheidungen, deren Konsequenzen nicht immer abzusehen sind.
Es liegt an uns, ob wir mit Waffengewalt unsere Ziele erreichen, oder mit technischer Raffinesse z. Bsp. Computerterminals hacken, um an wichtige Informationen und alternative Infiltrationswege zu gelangen. Erschießen wir den Terroristen oder vertrauen wir auf unsere sozialen Fähigkeiten, damit wir unser Ziel erreichen? Unter Umständen ist uns der Terrorist im späteren Verlauf der Handlung lebendig nützlicher, als tot. Mit solchen moralischen Entscheidungen versucht Eidos wieder die Spieler des ersten Deus Ex anzusprechen, indem es die bewährten Elemente des Actiongenres erneut mit der Welt des Rollenspiels kombiniert. Jede Vorgehensweise im Spiel soll belohnt werden. Neue Erfahrungen, Aufrüstungen und Fähigkeiten werden im Lauf der Handlung freigeschaltet, die es dem Spieler ermöglichen sollen, das Spiel auf vielfältige Weise zu meistern und die Entwicklung seines Spielcharakters auf gewünschte Art und Weise voranzutreiben. Und Am Ende, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, werden wir wieder entscheiden dürfen, wohin die Welt sich drehen wird: weiter wie bisher, über den Abgrund hinweg oder vielleicht auch genau dorthin, wo wir schon zu Beginn einmal waren, nämlich bei J.C. Denton und seiner Welt in Deus Ex.Wie auch immer die Entscheidung ausfallen wird, der Kreis schließt sich. Es bleibt abzuwarten, ob es Eidos gelingen wird, die beim zweiten Teil verlorene Spielergunst zurück zu gewinnen und mit Deus Ex: Human Revolution an den Erfolg des ersten Teils der Reihe anknüpfen zu können.Der erste Eindruck ist immerhin schon viel versprechend. Die Grafik weiß zu begeistern und auch die diversen Gameplay-Trailer im Netz machen Lust auf mehr. Ob es der erwartete Erfolg werden wird, den sich Eidos Montreal verspricht, ist aus meiner Sicht noch nicht abzusehen, aber ich drücke vorsorglich beide Daumen. Meine Version von Deus Ex: Human Revolution ist zumindest schon seit langer Zeit vorbestellt. Am Ende des Monats wissen wir mehr. Top oder Flop, oder irgendetwas dazwischen. Die Zukunft wird es entscheiden. Aber über die bestimmen wir, wie J.C. Denton, Alex D. oder Adam Jensen immer noch selbst.
Oder etwa nicht?

(Dan)



Witchers News, Jg. 3, Nr. 18 vom 01.08.2011, S. 8-11


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