Review
Legend of Grimrock 2 – Die Kerker rufen wieder
Es ist vollbracht. Die vier Nerds aus Finnland haben den Dungeon Crawler wieder endgültig lokalfähig gemacht. Galt Legend of Grimrock 1 als der erste Schritt und stellenweise noch als Geheimtipp unter Liebhabern der alten Schule, setzt der zweite Teil völlig neue Maßstäbe im Genre der Kerkermeister.
Das Entwicklerstudio Almost Human zeigt den Großen einmal wieder, wo der Hammer hängt. Nach dem Motto „Von Spielern für Spieler“ blieben sich die Entwickler treu: Ohne großartige Dialoge, ausgefallenem Moveset oder viel Show, wenn auch ein klein wenig pompöser, kam LoG am 14. Oktober 2014 daher. Schon der erste Teil erfreute sich größter Beliebtheit und bildete recht schnell eine große Community, was nicht zuletzt dem kostenlos beigefügten Dungeon Editor zu verdanken ist. Letzterer bildet den Grundstein für zahlreiche von Fans kreierte Dungeons und selbstentworfenen Mods. Von diesen ließen sich Almost Human sogar inspirieren, wodurch manche Idee ins Portfolio für den Nachfolger aufgenommen wurde. Überhaupt stehen die Finnen ständig mit Fans in Kontakt. Im vergangenen Jahr wurde die Belegschaft aufgestockt, um nochmal eine Schippe drauflegen zu können.
Was wurde da im Vorfeld spekuliert, wir erinnern uns. Nachdem sich vier Gefangene ihren Weg durch den Mount Grimrock ebneten, um am Ende durch ein Portal entfliehen zu können, dachten nicht wenige, dass LoG 2 als ein Sequel an dieser Stelle ansetzen würde. Doch es sollte anders kommen. Dabei erinnert der Anfang des zweiten Teils schon ein wenig an älteren Wein in neuen Schläuchen, was in diesem Fall jedoch nicht abwertend zu verstehen ist. Vier Gefangene, deren Schiff in Havarie gerät, werden auf einer Insel angespült. Schnell entpuppt sich besagte Insel als alles andere als ein sicherer Hafen und die vier Gefangenen erfahren bald, dass sich im Grunde nur ihr Gefängnis geändert hat. Auch weiterhin gefangen auf einer Insel, zusammen mit dem Inselmeister, einem geheimnisvollen Magier, der sich nicht scheut, seine Monster und Fallen ins Gefecht zu schicken. Das Spielprinzip des klassischen Dungeon Crawlers ist natürlich geblieben. Alles spielt sich aus der Egoperspektive ab. Wer also seinen Nachtelfen mit seinem neu erfarmten Gitterhandschuh auf dem Gipfel einer virtuellen Bergkette thronen sehen will, sollte von den LoG-Teilen die Finger lassen. Hier regieren Tradition und Moderne in einem. Es warten nussknackige Rätsel, reichlich Schätze und unwirtliche Gebiete wie dunkle Keller, Kanalsysteme, Sümpfe, Friedhöfe, Minen und einige andere, durch diese sich das Heldenquartett schlagen soll.
Dabei darf der Spieler selbst entscheiden, aus welchen Recken seine Gruppe besteht. Da sind zum einen altbekannte Rassen, die uns bereits aus Teil 1 bekannt sind, wie Menschen, Minotauren, Echsenmenschen oder Insektoide. Gleichzeitig buhlen jetzt auch noch Rattlinge um die Gunst des Spielers, während auch die Klassen erweitert wurden. Konnte man bei LoG 1 noch zwischen Kämpfer, Magier und Schurken wählen, wurde das Angebot durch Barbar, Alchemist, Kampfmagier, Ritter und Bauer erweitert. Auch das Skillsystem erfuhr eine Neuerung. Den Waffen und Items wurde ebenfalls eine Überholung spendiert, wobei AH auch nicht zögerten auf Erinnerungseffekte zu setzen und somit viele altbekannte Gegenstände quer auf der Insel versteckt sind.
Was das alles noch mit Grimrock, besser gesagt dem Mount Grimrock zu tun hat? Wartet es ab. Legend of Grimrock 2 wirkt sicherlich nicht wie der Abschluss einer Serie. Bereits im digitalen Lieferumfang des Vorgängers ist eine Weltkarte mitenthalten, die entsprechend viele Standpunkte - so auch Mount Grimrock und den neuen Handlungsort Isle of Nex - aufzeigt. Es würde sicher kaum verwundern, wenn am Ende der Spielreihe alles einen größeren Sinn ergeben sollte. Doch bis dahin wird es sicherlich noch etwas dauern. LoG 2 macht auf alle Fälle Lust auf mehr und gehört mit einem Preis von umgerechnet 20€ nicht zu den teuersten Game-Anschaffungen. Noch kurz vor dem Release gab es übrigens beide Teile im Doppelpack für unter 20€ auf Steam oder Humble Bundle zu erstehen. Es lohnt sich also hin und wieder die Steam Sales - oder noch besser -, die Website von Almost Human im Auge zu behalten. Das Geld wäre gut angelegt, denn die Finnen verstehen ihr Handwerk und investieren in die Zukunft. In die Zukunft einer zufriedenen Community.
(DPR)
Witchers Journal, Nr. 5 vom 22.12.2014, S. 4-5
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